SPERLI Gartenzeit Frühjahr

26 Mein Name ist Timo Willen und ich bin freier Künstler aus Oldenburg. Neben bildender Kunst plane ich Ausstellungen und Kulturveranstaltungen mit meinem Kollektiv „The White Rabbit Oldenburg“ und arbeite an der Oldenburger Kunstschule. Mein Fachgebiet sind traditionelle Drucktechniken, die ich in offen gestalteten Kursen, Workshops und Projekten immer neu erfinde und an aktuelle Themen und die jeweiligen Gegebenheiten und Rahmenbedingungen anpasse. Zusammen mit SPERLI möchte ich Dir einige Einblicke in die Welt der Farben und Formen geben - Hast Du schon einmal von der Kunst der Cyanotypie gehört? Diese Drucktechnik ist eine perfekte Möglichkeit, Deine Leidenschaft für das Gärtnern mit kreativen Projekten zu verbinden. Cyanotypie, auch „(Eisen)Blaudruck“ oder „Blaupause“ genannt, nutzt die Sonneneinstrahlung, um cyanblaue Negativabdrücke zu erstellen. Hierzu eignen sich besonders dünne, flache Objekte – optimal also für Alle, die einen großen Garten besitzen! Heute wird die Cyanotypie oft auch mit digitalen Fotonegativen oder allerlei Hausrat durchgeführt, doch ihren Ursprung findet sie tatsächlich in der Botanik. Um 1850 begann Anna Atkins, deren Ehemann Chemiker war und die Technik einige Jahre zuvor erfunden hatte, den ersten komplett mit Cyanotypien illustrierten Bildband, der umfangreich Algen, Farne und einige andere Gräser und Pflanzen Englands abbildete. Schon in diesen Darstellungen verschwimmt die Grenze zwischen botanischer Dokumentation und künstlerischem Arrangement – Atkins wurde hierdurch zu einer der ersten „Fotografinnen“ weltweit. Auch wenn wir heute mit UV-Lampen und Fotonegativen arbeiten können, Cyanotypie: Die kreative Kunst des Pflanzenabdrucks Cyanotypie kommt man bei der Arbeit mit dieser Technik nicht darum herum, sich auch mit den Ursprüngen auseinanderzusetzen. Egal, ob es sich um schlichte Umrisse handelt oder ein sorgfältiges Arrangement aus Blüten und Blättern: Natürliche Motive sind zeitlos und die Möglichkeiten der Gestaltung scheinbar endlos. Um die schönsten Ergebnisse zu erzielen, wähle die Pflanzen sorgfältig aus, deren Silhouetten Du abbilden möchtest. Beginne zum Beispiel mit der Kapuzinerkresse. Ihre großen, runden Blätter und leuchtenden Blüten bieten ein harmonisches Spiel von Farben und Formen. Natürlich dürfen auch Kräuter nicht fehlen! Die filigranen Blätter der Petersilie oder das duftende Basilikum eignen sich hervorragend, um zarte Abdrücke zu kreieren. Am besten sammelst Du hin und wieder einige Blätter oder Blüten Deiner Pflanze und legst sie zwischen ein dickes Buch, sodass sie trocknen können. Um mit der Cyanotypie zu starten, benötigst Du zunächst einige Materialien: • Cyanotypie-Sensibilisierungslösung (Ammoniumeisen(III)-chlorid und Kaliumhexacyanoferrat). Diese gibt es als gebrauchsfertige Lösung oder als Chemikalien zum selbst ansetzen. Wer es ganz bequem mag, kann auch bereits vorbereitete Papiere im Internet bestellen. • Papier im gewünschten Format – am Besten eignet sich Aquarellpapier, mindestens sollte es aber 100/120 g schwer sein. • Pflanzenmaterial, wie zum Beispiel Kapuzinerkresse, Petersilie, Basilikum, Gräser, Farne • Pinsel zum Auftragen der Sensibilisierungslösung • Sonnenlicht oder UV- Lampe • Glasplatte • Schüssel mit Wasser für die Auswaschung des Papiers Text & Fotos: Timo Willen. Timo Willen, freier Künstler aus Oldenburg.

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